Während im Bereich der Briefpostautomation Neuigkeiten und Veränderungen in philatelistischen Kreisen, zum Beispiel auch in diesem Forum, ausführlich beschrieben und dokumentiert werden, wird die Entwicklung im Paketbereich philatelistisch eher vernachlässigt. Dabei hat es seit der Privatisierung der Post auch hier enorme Veränderungen gegeben, die man häufig erst erkennt, wenn man ältere Paketaufkleber mit heutigen vergleicht.
Die Paketnummern zu Zeiten der Deutschen Bundespost und die Adressangaben wurden durch Strichcodes ersetzt und dadurch in den Paketzentren (die früher Frachtzentren hießen) maschinenlesbar. Sendungsarten, bestimmte Services oder Vorausverfügungen kamen im Lauf der Zeit neu hinzu oder wurden umbenannt oder verschwanden wieder.
Ich denke und wünsche mir, dass ein Forum wie die
Philaseiten hier Möglichkeiten bietet, Entwicklungen nachzuzeichnen, zu diskutieren und zu dokumentieren. Dabei fände ich es sinnvoll, dass man sich in diesem Thread auf inländische Sendungen konzentriert. In Zeiten eines florierenden Internethandels gibt es eigentlich genügend Material.
Interessant sind hier wohl in erster Linie die
Aufschriftzettel (das sind die Aufkleber, die Absender, Empfänger und die Strichcodes enthalten), sonstige
Label (zum Beispiel von Postfilialen und Paketzentren und deren Zustellbasen),
Vorausverfügungen und sonstige
Vermerke.
Ich möchte gleich mit einem Beispiel beginnen, das aus heutiger Zustellung stammt:
Dieses Paket, das oberflächlich als „normales“ Paket erscheint, wirft bei mir einige Fragen auf:
1.Die Versendungsform „
EUROPACK National“ hielt ich für eine Versendungsform, die es seit vielen Jahren nicht mehr gibt. Googelt man danach, findet man keine brauchbare Erläuterung dieses Begriffs, auch nicht auf den Seiten von DHL. Was unterscheidet „EUROPACK National“ von einem Paket? Gibt es diese Versendungsform heute noch? Oder hat der Versender hier eine alte Software verwendet? Oder gibt es noch alte Verträge, die diese Versendungsform heute noch ermöglicht?
2. Beide Strichcodes wurden im Eingangs-Paketzentrum 72 (Eutingen im Gäu) dupliziert. Welchen Zweck hat diese Duplizierung? Wann hat DHL die alte Bezeichnung „
Leitcode“ in „
Routingcode“ (abgekürzt „RC“) umgetauft?
Ich hoffe auf eine rege Beteiligung bei diesem Thema.
Schöne Grüße
Franz-Josef Das Thema hatte ich auch schon öfters mal versucht anzureissen, leider war die Resonanz immer recht gering. Vielleicht ja jetzt?
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Ich möchte hier deshalb gleich ein aktuelles Rücksendelabel für ein DHL PAKET
Produktionsbasierte Abrechnung zeigen
Formular
910-640-030 ["Label DHL Paket, produktionsbasierte Abrechnung A4 zu 4 Stück"] [1]; gedruckt von "enve print services GmbH", 86356 Neusäß; mit vorgedruckter Empfängeradresse und Hinweis "Weiterverkauf dieses Labels nicht zugelassen! Nur für den Versand des eingedruckten Absenders oder Empfängers. Streichungen oder Überklebungen sind nicht zulässig.".
Am Rande "postgeschichtlich interessant", denn bei dem Empfänger handelt es sich um die Quotas GmbH, die von der DPAG beauftragt wurde, statistische Postlaufzeiten zu ermitteln. Bei dem Label handelt es sich um den "Freiumschlag" für die Rücksendung eines QuoTrax-Geräts [2], dass die freiwilligen Mitarbeiter an der Studie in ihren privaten Briefkästen angebracht werden, damit Einwürfe von Testsendungen (mit inliegenden "RFID-ähnlichen" Transpondern) erfasst und per GSM-Funktechnik direkt an Quotas übertragen werden.
(Editiertes) Zitat [3] "Mit der produktionsbasierten Abrechnung versenden Sie Ihre DHL Pakete deutschlandweit zum Pauschalpreis ohne die sonst erforderliche Überstellung von Einlieferungsinformationen. (...) Der Versand (geschieht) ohne Einlieferungsliste. Die Abrechnung der Sendungen erfolgt auf Grundlage (der) von DHL erfassten Sendungsdaten, (weshalb) die (Notwendigkeit einer) Stornierung nicht übergebener Sendungen (entfällt).". Im Prinzip ist das also das DHL-Paketäquivalent zum Produkt
RESPONSEPLUS der
Briefpostmutter.
Beste Grüße
Thomas
[1]
https://cbc-logistics.com/wp-content/uploads/2018/09/dhl-preise-versandmaterial-102018.pdf[2]
https://www.quotas.de/wp-content/uploads/2015/07/quotrax_system.pdf[3]
https://www.dhl.de/content/dam/images/pdf/GK/dhl-produktionsbasierte-abrechnung-122016.pdf @ DL8AAM
[#2]Hallo Thomas,
interessant sind sowohl der Beleg als auch die Hintergrundinformationen. Eine „
Produktionsbasierte Abrechnung“ gibt es aber nicht nur für Rücksendungen, sondern auch beim Warenversand, wie folgender Beleg zeigt:
Der erste Eintrag in der Sendungsverfolgung erfolgte im Briefzentrum, es fehlt also der Vermerk sonstiger Pakete, dass die Sendung elektronisch angekündigt wurde oder zum Beispiel in einer Filiale eingeliefert wurde. Das gehört zum Wesen der produktionsbasierten Abrechnung und entspricht dem Zitat in
[#2]. (Das Paketzentrum Bochum wurde im November 2019 in Betrieb genommen [1].)
Insofern ist der Vergleich mit
RESPONSEPLUS nur teilweise zutreffend, da diese Versendungsart ja nur Rücksendungen betreffen kann.
Auffällig ist, dass sowohl bei dem von dir gezeigten als auch bei dem von mir gezeigten Beleg die Paketnummer mit der Ziffernfolge 25 beginnt. Möglicherweise kennzeichnet dies Pakete mit produktionsbasierter Abrechnung.
Schöne Grüße
Franz-Josef[1]
https://www.dpdhl.com/de/presse/pressemitteilungen/2019/deutsche-post-dhl-group-nimmt-neues-mega-paketzentrum-in-bochum-in-betrieb.html @ Araneus
[#1]Hallo Franz-Josef,
eine Duplizierung erfolgt normalerweise dann, wenn einer der nötigen Codes nicht lesbar ist. Dann wird sollte die Sendung zu dem Sonderplatz ausgesteuert werden, der eine Duplizierung erlaubt. Vermutlich wird nicht überprüft, welcher der beiden nicht lesbar war, sondern die Codes werden einfach dupliziert und aufgeklebt.
Interessant ist natürlich die Frage, wann die Angabe "Leitcode" in "Routingcode" geändert wurde. Soweit für heute dazu eine erste Ergänzung.
Viele Grüße Jürgen