Luxemburger Falschstempel (Reichspost)Liebe Leser,
aufmerksam geworden durch einen guten Kontakt zu einem sehr versierten Banknotensammler und –experten konnten wir in Zusammenarbeit und auch unter Einbeziehung von Luxemburger Experten („Mondorf“ und „zockerpeppi“) den Verdacht von umfangreichen Stempelfälschungen zur Gewissheit werden lassen. Es handelt sich dabei um Reichspoststempel aus der Zeit der deutschen Besetzung im zweiten Weltkrieg, die z.T. auch noch nach der Befreiung von der Luxemburger Post weiter verwendet wurden.
Die im Folgenden vorgestellten Falschstempel sind bislang nur auf Banknoten bekannt, ein Missbrauch bei Marken und/oder Belegen kann aber nicht ausgeschlossen werden.
So, wie bitte, Poststempel auf Banknoten, was soll das denn? Frägt sich wahrscheinlich jetzt nicht zu Unrecht so mancher Leser hier.
Nach der Befreiung Luxemburgs im September 1944 hatte die Bevölkerung als Zahlungsmittel überwiegend deutsches Geld (Reichsbanknoten). Um dieses umtauschen zu können erging noch aus dem Londoner Exil ein Erlass des Luxemburger Großherzogs der diesen Umtausch regelte. Danach konnten die Reichsbanknoten in einem Zeitraum zwischen 5. und 8. Oktober bei den Sparkassen oder den Postämtern vorgelegt werden und zum Umtausch angemeldet werden. Die ordnungsgemäße Vorlage/Erklärung wurde auf den vorgelegten Banknoten mit einem Gemeindestempel und einem Tagesstempel des Postamts bestätigt/beglaubigt. Nach erfolgtem Umtausch wurden diese Banknoten eingezogen und sollten vernichtet werden. Wie immer bei solchen Aktionen wurden nicht alle Banknoten vernichtet, ja manche überlebten sogar noch bis in die heutige Zeit in irgendwelchen dunklen und vergessenen Kellern so mancher Bank und gelangten dann als begehrte Sammlerobjekte wieder ans Tageslicht.
Gerade unter Sammlern von Banknoten sind solche abgestempelten Scheine sehr begehrt und werden gut bezahlt.
Vor allem Letzteres ist natürlich auch ein Anreiz für dubiose Zeitgenossen, wir kennen das ja auch zur Genüge aus der Philatelie!
Bei Ebay tauchten nun sehr umfangreiche Angebote solcher abgestempelter Reichsbanknoten auf und wurden für gutes Geld in einer ungewöhnlich hohen Stückzahl verkauft (sowohl in Auktionen als auch im Sofortkauf für Preise bis über 80 Euro pro Banknote). Alle von einem Anbieter unter dem Pseudonym
„ukumbu“. Um es vorweg zu nehmen, ihr ahnt es ja schon, alle Stempel darauf, zumindest die Poststempel, sind Fälschungen (bei den verwendeten Gemeindestempeln liegt der Fälschungsverdacht nahe, kann und soll aber hier nicht untersucht werden)! Michael, der Banknotenfachmann mit dem ich dazu erstmals in Kontakt kam, ahnte dies, suchte aber nach Bestätigungen und so kamen wir zusammen.
Der Ebay Verkäufer
„ukumbu“ hatte seine Angebote so „verklausuliert“ (
"Verkauft wird von Privat, keine Garantie oder sonstigen nachträglichen Anspruch auf Authentizität oder Gewährleistung gleich welcher Art! Mir ist auch keine Methode bekannt, definitiv festzustellen, von wo und wann genau die Scheine stammen."), dass ihm rechtlich wohl nicht beizukommen ist und auch Ebay interessierte sich nicht auf entsprechende Hinweise auf Fälschungen, auch das ist nichts Neues!
So, jetzt aber zu den Stempeln. Dank unseres Mitglieds „Mondorf“ (Didi) haben wir auch in der Stempeldatenbank genügend Vergleichsmaterial zu den betroffenen Stempeln und Didi selbst hat sich diese akribisch vorgenommen.
Hier mal eine solche Reichsbanknote:
Tagesstempel
DIFFERDINGEN / c vom
07.10.44 – 14Auf den ersten Blick sieht der ganz gut und authentisch aus. Aber eben nur auf den ersten Blick!
Hier ein Vergleich mit zwei echten Abschlägen:
Alleine die
4er in Jahreszahl und Uhrzeit entlarven die Fälschung hinreichend.
Angefangen hatte der Verdacht bei diesem Stempel:
LUXEMBURG – ULFLINGEN / a vom
07.10.44.-15Für den unbedarften und vielleicht auch nicht ortskundigen Kaufinteressenten sieht der ja „ganz gut“ aus, der Abschlag ist auch nicht so glasklar, dass man sofort einen Fälschungsverdacht haben müsste.
Also Luxemburg-Ulflingen, wo ist das denn, vielleicht ein Stadtteil von Luxemburg-Stadt oder gar eine spezielle Ortsbezeichnung aus der Zeit der deutschen Besetzung? Weder noch!
Es gibt in Luxemburg den Ort Ulflingen, knapp 80 km nördlich von Luxemburg-Stadt am anderen Ende des Großherzogtums und auch damals schon länger durch eine Bahnstrecke verbunden.
Also wohl ein Bahnpoststempel? Nein, auch nicht. Es gab Bahnpoststempel auch für die Strecke Luxemburg – Ulflingen und auch von der Reichspost, aber die waren ausschließlich in dem bekannten Format des Ellipsenstempels. Ein derartiger Zweikreisstegstempel ist bislang in der Luxemburger Postgeschichte weder bekannt noch je aufgetaucht! Wieder eine Fälschung, bei der wohl die Fantasie des Fälschers oder seine Unwissenheit eine Rolle spielten.
Damit erst mal genug für heute, Fortsetzung folgt und besonders interessant wäre es aus dem Kreise der hier Mitlesenden zu erfahren, ob Ähnliches auch von Marken oder Belegen bekannt ist.
Viele Grüße,
Peter
@ filunski
[#1] Lieber Peter,auf Marken oder Belegen sind die Stempel bisher nicht aufgefallen. Vielleicht wäre die Mühe zu groß; falsche Stempel auf Reichsbanknoten anzubringen scheint ergiebiger zu sein.
Hier nur noch zwei Beispiele. Im erste Beispiel geht es um den Ortswerbestempel
DIEKIRCH:
Die Abbildung links zeigt den echten Stempel -
mit den Punkten links und rechts vom Ortsnamen. Bei der Fälschung fehlen die Punkte. Auch sind die Pünktchen über dem
ü verdächtig.
Als zweites Beispiel zeige ich hier den Stempel von
HARLINGEN (KR DIEKIRCH) auf Banknote:
Die Abbildung links zeigt wieder den echten Stempel - Rechts ist die (schlechte) Nachahmung zu bewundern.
Wer nun bei EBAY nach Angeboten von
ukumbu sucht, sucht vergebens; nur die Bewertungen (oft von den gleichen Käufern) sind zu finden. Dort aber dann auch noch die Abbildungen der verkauften Reichsbanknoten-Fälschungen.
Mein Landesverband hat übrigens die Veröffentlichung eines Artikels zu diesen Fälschungen, mit dem Hinweis auf eventuelle rechtliche Folgen, zurückgestellt.
Freundlichen Gruß
DiDi Hier nun weitere Beispiele aus der Stempelfälscher-Fabrik des
ukumbu.
LUXEMBURG-HESPERINGENHesperingen, südlich der Hauptstadt gelegen, war damals eingemeindet worden.
links ist wieder der echte Stempel zu sehen - rechts die Stempelfälschung
RÜMELINGENlinks der echte Stempel - rechts die (schlechte) Fälschung
Schon allein die Stellung der Pünktchen über dem U verrät die Fälschung.
Traurig wird es nun für die Käufer dieser Machwerke, sobald sie die Fälschung erkennen sollten. Denn, wie Peter schon in der Eröffnung des Themas schrieb:
Verkauft wird von Privat, keine Garantie oder sonstigen nachträglichen Anspruch auf Authentizität oder Gewährleistung gleich welcher Art! Mir ist auch keine Methode bekannt, definitiv festzustellen, von wo und wann genau die Scheine stammen. ukumbu reibt sich die Hände.
meint
DiDi @ zockerpeppi
[#6]Hallo Lulu und alle am Thema Interessierte,
Ja, das Buch kann ich auch nur empfehlen und nicht nur für Geldscheinsammler. ;-)
Der Autor, Michael Schöne, ist der von mir in Beitrag
[#1] genannte Banknotenexperte, der mit seiner Anfrage und dann erfolgten Kontaktaufnahme den "Stein ins Rollen" brachte.
Noch ein Nachtrag zu Beitrag
[#1]. Dort sprach ich vom
Erlass des Luxemburger Großherzogs. Es war schon ein großherzoglicher Erlass, aber kein Großherzog, sondern die damalige
Großherzogin Charlotte!
Viele Grüße,
Peter